Überlebensstrategien im Winter

Nicht alle ziehen in den Süden

Sind die Tage kurz und die Temperaturen tief, verbringen wir Menschen am liebsten möglichst viel Zeit im Haus und wärmen uns mit einer Decke oder einem heissen Getränk auf. Was aber haben Tiere und Bäume für Strategien entwickelt, damit sie die kalte Winterzeit im Freien überstehen?
Der Gartenbaumläufer, welcher ein sogenannter Standvogel ist und somit nicht in den warmen Süden zieht, kuschelt sich mit seinen Artgenossen zusammen. In geschützten Schlupfwinkeln oder Baumhöhlen verbringen mehrere eng aneinander gekuschelte Vögel die Nacht. Dabei wird oft der Platz getauscht, so dass im Verlauf der Nacht jeder einige Zeit zuinnerst in der Schlafgemeinschaft verbringen kann. Herrschen besonders tiefe Temperaturen, können Vögel auch ihren Stoffwechsel und die Körpertemperatur heruntersetzen, um Energie zu sparen. Durch das Aufplustern des Gefieders bilden sie eine isolierende Luftschicht um ihren Körper und schützen sich so vor der Kälte.
Einzelne Insektenarten haben eine besonders raffinierte Strategie, um sich vor der Kälte zu schützen. Sie produzieren eine Arte körpereigenes Frostschutzmittel. Marienkäfer zum Beispiel produzieren den Zuckeralkohol Glycerin, um den Gefrierpunkt ihrer Körperflüssigkeiten herabzusetzen.
Grasfrösche sind wechselwarm und erstarren, wenn es kalt ist. Ihre Körpertemperatur ist abhängig von der Aussentemperatur. Ist es demnach draussen kalt, wird auch der Frosch kalt und erstarrt am Schluss fast gänzlich. Zuvor vergräbt er sich aber in der Erde, um der Kälte besser trotzen zu können.
Die wildlebenden einheimischen Säugetiere bereiten sich durch einen Fellwechsel auf die kalte Jahreszeit vor. Das warme Winterfell aus Unterwolle und Deckhaar schützt sie optimal vor der Kälte. Spitzenreiter bei den Winterfellen ist der Luchs. Er verfügt über eines der dichtesten Felle im Tierreich. Das zusätzliche Fell an den Pfoten hilft ihm zudem bei der Fortbewegung. Wie mit Schneeschuhen kann er sich damit durch die Winterlandschaft bewegen.
Bäume können sich in einem gewissen Rahmen der Kälte anpassen, wenn sie genügend Zeit dazu haben. Gefährlich für sie sind frühe Fröste im Herbst oder späte Fröste im Frühling. Die Bäume sind dann noch nicht oder nicht mehr mit ihrem «Frostschutz» versehen. Um das Gefrieren ihrer Zellflüssigkeit und somit eine Zerstörung der Zellstruktur zu verhindern, erhöhen Pflanzen die Zucker-Konzentration in ihrer Zellflüssigkeit.
Die Kälte birgt neben der Gefahr des Gefrierens von Pflanzenteilen insbesondere für Nadelbäume auch die Gefahr der Austrocknung. Nadelbäume sind immergrün, das heisst sie verlieren ihre Nadeln im Winter nicht. Ist es nun über den Tag warm, verdunstet Wasser über die Nadeln. Bei gefrorenem Boden kann der Baum das Wasser aber nicht durch die Aufnahme über die Wurzeln ersetzen. Durch das Bilden einer Wachsschicht auf den Nadeln verhindert der Baum eine übermässige Verdunstung und schützt sich so vor dem Austrocknen.

 

Quellen:
- Überleben im Winter: Die cleveren Strategien der Wildtiere
- vogelwarte.ch - Gartenbaumläufer
- Waldführer für Neugierige. 300 Fragen und Antworten über Wälder und Büme, Domont P. und Zaric N
- Bild: Aufgeplusterte Blaumeise: Vogel Blaumeise Vogelkunde - Kostenloses Foto auf Pixabay