Der heimliche Jäger im Wald

News aus dem Wald - Februar

Auf leisen Pfoten streift der Luchs durch die Toggenburger Wälder. Das gepunktete Fell tarnt den Überraschungsjäger hervorragend. Luchssichtungen sind daher eine Seltenheit. Am ehesten sind die Luchs während der Paarungszeit, Ranz genannt, feststellbar. Die Männchen streifen auf der Suche nach einem paarungswilligen Weibchen durch die Wälder, sind tagaktiver und rufen häufiger. Die Ranzzeit dauert von Februar bis April. Das Weibchen wirft Ende Mai / Anfang Juni zwei bis vier Junge. Dies korrespondiert mit der Aufzuchtszeit des Rehs, welches das wichtigste Beutetier ist. Die Jungtiere bleiben bis zur nächsten Ranzzeit bei ihrer Mutter.
Die Hauptbeutetiere des Luchses sind vorwiegend Rehe, aber auch Gämsen. Die hochbeinige Katze schleicht sich an sein Opfer an, greift es mit seinen Vorderpranken und tötet das Beutetier mit dem typischen Kehlbiss. Das Beutetier wird nun in den kommenden Nächten fast vollständig genutzt. Um zu verhindern, dass die Beute entdeckt wird, deckt der Luchs diese mit Gras zu. Pro Woche braucht der Luchs rund ein Reh.
Die Luchse leben einzelgängerisch und sind territorial. Das Revier eines Weibchens ist rund 90 km2 und das eines Männchens 150 km2 gross. Wobei die Grösse der Reviere stark von der Menge der Beutetiere sowie der Dichte der Luchse abhängig ist. Die Reviere werden mit Duftmarken gekennzeichnet. Die Streifgebiete männlicher und weiblicher Luchse überschneiden sich, diejenigen des gleichen Geschlechts aber nicht.
Die Luchse in der Nordostschweiz stammen aus dem Projekt LUNO, bei dem zwischen 2001 und 2008 12 Luchse umgesiedelt wurden. Seither hat sich die Luchspopulation weiterentwickelt. Im Winter 2021/22 führte KORA ein Fotofallenmonitoring in der Ostschweiz durch. Da das Fellmuster beim Luchs individuell ist, können die einzelnen Individuen bestimmt werden. Im Gebiet Tössbergland, Toggenburg, Wängital-Amden, Appenzell Innerrhoden und Werdenberg wurde ein Bestand von 21 ausgewachsenen Luchsen ermittelt. Das Gebiet ist fast flächig besiedelt.
Die Wiederansiedlung des Luchses hatte einen positiven Effekt auf den Wald. Rehe und Gämsen ernähren sich als Pflanzenfresser vor allem im Winter auch von Knospen der Jungbäume. Da der Luchs gerne im Wald oder Waldesnähe Rehe und Gämsen jagt, senkte er die Dichte seiner Beutetiere und es kam zu einer besseren Verteilung. Der Verbiss an Jungbäumen durch die Rehe und Gämsen ging markant zurück und Jungbäume, die teilweise kaum aufgewachsen sind, können nun unbehelligt wachsen. Das Beispiel mit dem Luchs zeigt, wie wichtig, Grossraubtiere im Ökosystem Wald sind.

 

Quellen:
PORTRAIT LUCHS | KORA – Raubtierökologie und Wildtiermanagement - KORA
FOTOFALLEN-MONITORING | KORA – Raubtierökologie und Wildtiermanagement - KORA